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Gitarrenmusik Südamerikas in Ton und Wort nahegebracht

Jean Barcelos bestritt den zweiten Musiksalon auf der INSEL / Kuratiert von Mark Kantorovic

Von Leslie Jil Stracke // 22. März 2022

Am Sonntagabend fand im ADA der zweite INSEL Musiksalon statt. Die Konzertreihe, die im November letzten Jahres startete, gibt Musikern eine Bühne, auf der sie ihre Musik spielen und dem Publikum Näheres über diese erzählen können. Nun gehörte die Bühne Jean Barcelos. Der Gitarrist aus Brasilien präsentierte seinem Publikum im Zuhörerraum ein abwechslungsreiches Programm, bestehend aus Stücken verschiedener südamerikanischer Komponisten.

Der brasilianische Gitarrist Jean Barcelos bei seinem Auftritt auf der INSEL | Kultur im ADA - Foto: Andreas Fischer
Der brasilianische Gitarrist Jean Barcelos bei seinem Auftritt auf der INSEL | Kultur im ADA - Foto: Andreas Fischer

Nach einem Einstieg mit einem kurzen Stück des kubanischen Komponisten Leo Brouwer begann er sein Programm mit den „Cinq Préludes“, fünf Präludien des Brasilianers Heitor Villa-Lobos: „Es ist schwer zu sagen, aber Villa-Lobos ist ganz wahrscheinlich der wichtigste Komponist des 20. Jahrhunderts, der für die Gitarre komponiert hat“, erklärte Barcelos. Jedes der fünf Präludien unterscheide sich von den anderen: Das erste sei eine Imitation des brasilianischen In­struments Viola, das zweite eine Art Musik, die hauptsächlich in Rio de Janeiro auf der Straße oder in Kneipen etwa mit siebensaitigen Gitarren oder dem Cavaquihno, einer kleinen Form der Gitarre, gespielt werde. Im dritten Präludium fände eine Hommage an Johann Sebastian Bach statt, das vierte wiederum sei eine Hommage an die indigenen Völker Brasiliens. Zum Schluss sei das fünfte Präludium ein Walzer, ein Loblied auf das soziale Leben, das Villa-Lobos „über die frechen Mädchen und frechen Jungs“ geschrieben habe, die damals Konzerte und das Theater in Rio besuchten.Es folgten weitere Stücke Villa-Lobos‘, genauer gesagt sechs seiner „Douze Etudes“. „Die zwölf Etüden sind ein sehr großes Werk, das er in den Zwanzigerjahren komponiert hat. Es ist eine große Herausforderung, sie zu spielen, weil sie technisch sehr schwierig sind. Gleichzeitig ist es aber auch eine sehr schöne Musik“, erläuterte Barcelos dem Publikum, das er durch Humor, Sympathie und Talent von sich überzeugte.

Von Heitor Villa-Lobos bis Jaime Mirtenbaum Zenamon

Nach einer Pause, in der die Zuschauer Zeit in der Bar verbringen und sich mit Jean Barcelos persönlich unterhalten konnten, ging es mit der neunten Etüde des brasilianischen Komponisten Francisco Mignone weiter. Gefolgt von einem Stück des paraguayischen Komponisten Augustín Barrios Mangoré, das den Titel „Un Sueño en la Floresta“, also „Ein Traum im Wald“ trägt und laut Barcelos „einen sehr schönen Effekt“ auf seine Zuhörer habe. Kurz vor Ende seines Konzertes spielte er noch ein weiteres Stück Leo Brouwers mit dem Titel „Elogie de la Danza“, das Barcelos in seiner Kindheit noch nicht gemocht, mit der Zeit aber lieben gelernt habe.

Den Abend beendete er mit einem Stück des bolivianischen klassischen Gitarristen und Komponisten Jaime Mirtenbaum Zenamon, zu dem Barcelos eine ganz persönliche Bindung hat: „Er ist sozusagen mein musikalischer Opa, er war der Professor meines Professors.“ Die beiden seien überdies befreundet, sodass er das Publikum mit einem Gruß und einer Erläuterung des Stücks „The Black Widow“ von Mirtenbaum Zenamon persönlich per Audio-Nachricht überraschte, bevor er den Abend mit genau diesem Stück beendete.

// Quelle / Westdeutsche Zeitung / 22. März 2022

 

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